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Aus dem rechten Wege zu der hermetischen Kunst

Transcribed by Johann Plattner from Der rechte Weg zu der hermetischen Kunst, vor die Lehrbergierigen Schüler und Liebhaber dieser Wissenschaft. Nebst verschiedenen Anmerkungen über das betrügliche Verfahren ser sogenannten Sophisten und ihrer Irrwege herausgegeben von Anonymo. Frankfurt en Leipzig: Johann Georg Fleischer. 1773.
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Aus dem rechten Wege zu der hermetischen Kunst, nebst Anmerkungen über die Irrwege:
von Anonymo.
Frankfurt und Leipz. bey Joh. George Fleischer.
1773.

Es ist nicht jedermann zu rathen, sich zu dieser allerverborgensten Wissenschaft und Kunst zu wenden: unter tausenden kann kaum einer dazu gelangen, weil sie nicht wissen, was sie suchen und wo es zu finden ist; weil sie glauben, ein jedes Subjectum schicke sich zu ihrem Vorhaben, und lassen sich durch falsche Begriffe als Anweisungen, zu eingebildeten Universalien und Particularien, ihre Sinnen betäuben, daß sie das Naturgemäße vernünftige nicht erkennen können. Art mit Art, Geschlecht mit Geschlecht, kann durch einen vernünftigen Künstler verwandelt und verbessert werden, aber nicht in einer fremden.

     Wir müssen der Natur, als Rathgeberin folgen und ihr Vornehmen wohl betrachten: diese wirket ganz einfältig, wenn sie ein Ding nach seiner Art zu vermehren oder zu verbessern vornimmt.

     Denen unschuldigen Anfängern zu Liebe, will ich 1) einige Irrwege bekant machen, sich zu hüten; und 2) den rechten Weg anzeigen: damit sie nicht Zeit und Kosten verlieren dürfen.
 

I. Unter denen Irrwegen, will ich

     1) die sogenannte Luftfischer rügen. Diese wollen ihre Chaotische Materie zu rechter Zeit mühsam  und rein einsammeln, ja in reinen Gläsern bestens verwahren. Sie suchen des Hermes Vögelein vor Aufgang der Sonnen, wenn sie im Früling im Widder gehet, feurig, voll Astralsalz zu fangen, und anhaltend einen guten Vorrat zu sammeln, durch Odem-Anziehung der freien Luft, mit ihrer Zunge, und Einhauchung in bequeme Glasflaschen, zu ihrer Entkräftung. Solch Odemwasser suchen sie, wie sie sagen, durch ihr Magisch-Feuer und Ofen, in einer Glasschale mit einem gleichen Pistill, als ihren magischen Stab, mittelst Bewegung, in eine Milch und diese soll in die vermeinte jungfräuliche Erde, die im Wasser und Luft über dem Haupt geschwebet, und nie betreten sey, zu verwandeln, und davon Wind zu ärnten.

     2) Die andern sind die Speichelsammler aus dem 10. Loch des Menschen, welchen sie ausfaulen lassen, und die abgeschiedene reine Materie auszuarbeiten alles anwenden.

     Beyde nennen sich Universalisten: aber des Hermes Worte sind ganz anders zu verstehen und anzuwenden. ------

     Graf Bernhard sagt im 2. Theile mit ächtem Grunde, daß die prima et proxima materia metallorum ein doppelter Merkur; die vier Elemente (in ihrer Zertheilung) die entfernteste Materie sey. Auch Sendivog: daß man nicht in den vier Elementen den Metallsamen suchen, oder machen solle, was bereits von der Natur erschaffen sey. Unter der öftern Vorstellung der Elemente haben die Weisen das hauptsächlichste der Kunst verborgen.

     3) Die Pflanzen- und Kräuter-Philosophen.
Diese vermeinen eben wie die vorigen gleich recht zu haben: Beide berufen sich auf der Weisen Sprüche. Jenen dient zur Antwort: daß unsere Materie, da alles, was in der Welt ist, aus den Elementen seinen Ursprung hat, eben sowohl als andere Dinge, aus derselben Eigenschaften bestehet, folglich von denen Elementen zusammen gesetzt ist. Diesen Vegetabilisten aber sagen wir: Ganz natürlich wächst der Weisen Materie in ihrer Art, wie die Vegetabilien und Animalien, doch nicht so geschwind, sondern in sehr langer Zeit, dadurch sie je länger je ädler, und den Kennern desto angenehmer wird; die andere Ursache, warum sie dieselbe so nennen, gehört noch nicht hieher.

     4) Theils wissen aus den Animalien, vornämlich denen Excrementen, das Geheimnis zu bereiten, oder wenigstens, wie sie in Irrthum wähnen, einen unvergleichlichen Geist und Salz, für den Menschen: und die Metall-Körper: alles aber umsonst und nichtig !

     5) Andere sind die Schlüsselmacher: sie haben kleine, grosse und einen Haupt- oder Universal-Schlüssel, nach dem Unterscheid der Schlösser. Hauptsächlich bestehen diese aus corrosiven Wassern, nach unterschiedener Fertigungs-Methode, ja aus unterschiedenen Materien, von Salpeter, Küchensalz, oder Vitriol, besonders dessen Ungarischer Miner; oder aus verfaultem Urin zum Hauptschlüssel; welchen andere vielmehr wieder aus den vier Reichen zusammen bereiten, als aus Manns-Urin, Weinessig, Salpeterlauge und frischem Kalk, daraus sie einen tapfern vierfachen Geist machen, welcher der Hauptschlüssel derer Körper aller vier Reiche seyn muß, die animam solis auszuziehen.

     6) Aus diesen entstehen die Gradirwasserköche, das feine Silber in Gold zu erhöhen, deren wieder eine vergebliche grosse Menge sind: und haben noch nicht gelernt wie sie ihre in Gold vermeintlich verwandelte Lunam cornuam, ohne Verlust reduciren können; ja ein gut Theil des Silbers geht immer verlohren.
     Ach euer Wasser geht nicht aus dem rechten Brunnen, euer corrosive Dämpfe sind denen Metallen mehr schädlich als nützlich, sucht ein anderes, denen Metallen angenehmes Wasser, das mit ihnen verwandt, bey ihnen bleibt, und mit dem Metall zu  Metall wird; eure corrosiven Wasser fliegen immer davon, und berauben vielmehr die Metalle, anstatt sie zu bessern.

     7) Dann folgen die Cementkünstler, die im trocknen Wege auch so viel zu leisten vermeinen, was die vorigen im nassen, und statt verbessern, die Metalle verderben. Wer kann denn in Wahrheit durch Blutstein, Eisenrost, Galmei, Zinnober, Salmiac, Salpeter, u. d. g. aus Silber Gold machen ? ja zerstreuet wird es dadurch, aber nicht in Gold verwandelt und wenn es zersteuet, so wissen die wenigsten, es ohne Abgang wieder herzustellen.

     8) Ferner sind Stümper, welche das Silber mit Zinnober-Cementation vermehren, und ein Theil davon in Gold verwandeln wollen. Allemal haben sie Abgang an ihrem Silber; viele wissen auch nicht das Pulver zu reduciren, da es doch wirklich Silber, und keine vermeinte Erde ist. Ihr versteht der wahren Authoren Meynung, von den principien Schwefel und Merkur, unrecht, wenn ihr es auf den Zinnober anwenden wollt: denn der Schwefel und Merkur der Weisen sind nicht Zinnober, ob er gleich nur unter einerley Gestalt erscheint, welches die Weisen von ihrem Schwefel und Merkur auch behaupten; euer Schwefel und Merkur lassen sich leicht trennen aber der Weisen Schwefel und Merkur sind genau mit einander verbunden, daß aller Witz sie nicht mehr trennen kan.

     9) O wie thöricht handeln alle, welche unädle und ädle Metallen durch Corrosive verderben, und wie sie sagen, in die erste Materie umwenden wollen, um den Stein der Weisen dadurch zu verfertigen: O ihr Thoren, macht euch eine andere Vorstellung von der ersten Metall-Materie; die Corrosive haben mit den Metall-Principiis keine Gemeinschaft, sie sind zu weit entfernt, ja ihnen mer schädlich als nützlich. Lernet diese Wissenschaft erst besser verstehen. Das Solvens der Weisen bleibt bey seinem soluto, es ist den Metallen in der Wurzel befreundet und löset sie im Grunde auf, mit wahrer Gemeinschaft; durch unser Wasser werden die Metalle zu Wasser und Geist, oder in primam materiam aufgelöset, welche sodann in einen neuen verädelten Körper zurück gebracht werden kann !

     Hinweg mit den zerfressenden Wassern, Schwefel, Arsenik, Salzen etc. sie alle leisten keinen Nutzen auf was Weise es auch sey. Also hütet euch, ihr Anfänger, vor allen diesen Betrügereyen; folget mir und meinen treuen Rath, entschlaget euch aller der Sophisterey, und begebet euch auf den vernünftigen Weg der Natur-Betrachtung: es steht nicht im Willen der Menschen, solche nach ihrem Wohlgefallen zu regieren. Euch will ich
 

II. den rechten Weg der Verbesserung zeigen:

Es ist unmöglich aus fremden Dingen eine metallische Art herzustellen, weil sie von Natur nicht drein gelegt worden. Alle Salze, Schwefel, Arsenike, Pflanzen, Thiere und Luftwasser, sind in ihrer Substanz ganz flüchtig; alle diese Dinge sind in ihrer Zusammensetzung nicht vest vereiniget, die Metalle aber dagegen sehr vest, stuffenweise bis auf das vesteste, das Gold, als die Vollkommenheit der metallischen Natur, indem die vier Elemente also vereinet und verglichen, daß keines über das andere herrschet, sondern in gleicher Proportien stehen, das leidende und wirkende einander nicht wiederstreben, darum auch das ädelste unter den Metallen ist, darinn die Naatur ihre endliche Wirkung erreichet, und zur Vollkommenheit gelangt: dessen Natur gleichsam der Vater des Steins ist. Jene Sophisten suchen, nach allen ihren Arten und Weisen, vergeblich diese solarische Natur aufzulösen: denn die natürliche Auflösung besteht darinn daß das aufgelösete von dem auflösenden nicht mehr zu scheiden ist; so mit den Corrosiven immer zuwege zu bringen, weil sie der Metallisch-solarischen Natur zuwider, davon entfernt, auch bey ihnen nicht bleibend sind.

     Darum sucht die erste Materie oder Natur der Metallen, durch diese allein werdet ihr vermögend seyn, die solarische Natur wieder aus ihren Banden zu lösen, und ihre Bande natürlich aufzuschliessen: denn die erste und letzte Materie lieben sich wunderbar, sie sind auch von einander in der Materie nicht unterschieden. Denn was das eine im offenbaren zeiget, das hat das andere im Verborgenen. Der Verberger ist ein harter Leib, und das Verborgene ein sehr subtiler Geist, ob es gleich, nach dem äussern Ansehen, vor zweyerley gehalten werden könnte, so ist es dennoch nur ein einziges Ding, welches alles bey sich hat, was zu dem ganzen Werk erfordert wird. Aus jetzt Gesagtem sollt ihr billig schliessen, daß ihr mit euren tausendderleyen Ingredienzen unmöglich auf dem rechten Wege seyn könnet; denn die Metallen mögen auf keine Art, als in und durch sich selbst verbessert werden, das heißt in und durch ihre eigene Natur. Nun wisset, daß alle Animalia, Vegetabilia, Mineralia, Metalla, und alle Dinge, so in und auf als über der Erde wachsen, aus der Essenz; der gröbern Elemente der Erde und des Wassers zusammen gesetzt, und in unzehlige Arten vertheilet sind; es haben aber diese Dinge alle ein bestimmtes Ziel, in der Grösse und Vermehrung in seiner Art. Die Animalien und Vegetabilien bestehen aus ungleichen Theilen, die Metalle aber aus gleichen Theilen, die durchaus eines Wesens sind. Pflanzen und Thiere haben ihren eigenen Saamen bey sich, die Metalle aber können nicht vermehret und verbessert werden, wo sie nicht in ihre erste spermatische Materie zurück gebracht werden, welches die Natur allein nicht thun kann, die Kunst muß ihr helfen, und wo sie, nämlich in der güldischen Art, aufgehöret, wieder anfangen, und das äussere mit dem innern verwechseln; denn der harte Leib würde ohne die Zurückbringung in seine erste Materie wenig nutzen, noch Verbesserung darreichen. Wir bringen aber der Natur keine fremde Dinge bey, und setzten sie, durch unsere äussere Kunstwirkung, in nöthige Bewegung; die Natur wirket innerlich selbst zur Vollkommenheit, nur muß die Kunst äusserlich grosse Hitze und die Erkaltung meiden. Die erste Materie der Metallen ist nichts anders, als Sulphur und Merkur, folglich müsset ihr auch, durch die natürliche wahre Solution unsere Metalle in ihre Anfänge, Suphur und Merkur, zurück bringen, daß das harte weich und die Körper in einen Geist verwandelt werden, sonst wäre unmöglich ihre Tinkturen auszuziehen; folglich müssen die Körper erst zerbrochen und in zarte Geister verkehret werden. Unsere Metallen können, wegen der festen Verknüpfung, blos durch unser Feuer und Wasser, aber nicht durch Corrosive und Kohlfeuer, aufgelöset werden. Durch unser Wasser, welches unser Feuer ist, werden die Körper calcinirt und geistig gemacht; da wird ihre Grundfeuchte gestärkt, daß sie die leibliche Gestalt ablegen und die geistige dagegen annehmen: denn die natürliche Calcination öffnet die Körper und mehret ihre Feuchtigkeit, durch die Calcination mit dem gemeinen Feuer aber wird ihre Feuchtigkeit weggejagt. Unser feurig Wasser ist mit den Körper hingegen völlig gleichartig: derohalben werden die Körper durch ihr eigen Wasser, und kein fremdes, zurück gebracht, denn die Seele der Körper wird dadurch ausgezogen, und mit him vereiniget, daß sie nicht mögen geschieden werden. Diese Ausziehung geschiehet nach und nach. Denn wenn durch die sublimation die Seele vom Körper ausgezogen wird, so bleibt der Leib ein Gefäß, als eine schwarze Erde; diese muß nicht weggeworfen werden, weil in ihr der Schwefel oder das natürliche Feuer noch verborgen ist; daher muß diese sublimation oft wiederholt werden, damit der Schwefel als der Balsam unsers Steins gänzlich von ihr ausgezogen werde, so werden Feuer und Wasser vereiniget zu einem einigen. Dieses ist der Weisen feurig Wasser und den Metallen verwandte Merkur, so alles in der Kunst ausrichtet. Denn unser lebendig Gold und Silber wird durch diesen Merkur ausgezogen und zurück gebracht. Soll nun das aurum physicum aufgelöst, in Sulphur und Merkur, folglich in die erste Materie der Metallen zurück gebracht werden, so macht den Körper so subtil, daß er mit dem Wasser aufsteigen, und sich als ein Geist in die Höhe begeben könne, so wird die goldische Natur wieder lebendig zum Chaos der Weisen.

     Der Brunn, aus welchem die Weisen dieses Wasser zu schöpfen pflegen, ist sehr unbekannt; er entspringt eigenlich von der Sonne und dem Mond, und wird durch die Kunst zu uns gebracht. Dieses Wasser wirkt das Leben und Bewegung in unserm Stein; von den Weisen bald Wasser, bald Geist, auch der Mond genennt; durch das Wasser wird unser Gold dünne flüßig, aus seiner körperlichen Substanz umgewandt, zum faulen bewegt, und geht durch alle Farben. Darum macht den Laton weiß, schaffte seine äussere Form weg. Alles Gold ist Silber gewesen; die Natur fügt zusammen, und zeitiget ihre Miner anch und nach, und bringt also aus einer Wurtzel alle Metalle hervor, bis zu ihrem letzten Ende, welches Gold ist. Wird dieses aurum physicum wieder in die erste Materie, in ein geistlich Merkurial-Wasser zurück gebracht, und seiner Mutter wieder gleich gemacht, so ist das meiste des Werks erfüllet: aber es ist nicht so geschwind und leicht, aus diesem Leibe einen Geist, aus dem fixen ein flüchtiges zu machen; das übrige ist leicht. Ohne diesen Geist, ohne dieses bleibende Wasser wäre die Kunst vergeblich: denn der fixe rothe unverbrennliche Schwefel, so in diesem Wasser verborgen, aber noch nicht herrschet, ist dasjenige Feuer, so sein eigen Wasser eintrocknet, (wie die Sonne im Sommerdie Sümpfe,) und verwandelt es in eine Erde; der ganze Proceß ist solviren und coaguliren. Die solution geschieht an dem Leibe, die coagulation am Geiste, denn das flüchtige und fixe werden im Geiste vollkommen vermischet und mit einander vereiniget, wenn das Corpus ascendendo flüchtig, descendendo aber das flüchtige weider fix gemacht, und verwandelt wird. Das fixe flüchtig zu machen, ist das hauptsächlichste, welche Arbeit nie deutlich gemeldet worden; auch haben die Weisen ihren Merkur vielfach benennet, auch die Zustände des Werks ungleich beschrieben. Ich will wenigstens die Ordnung zeigen: Wenn sie die Materie ihren Merkur nennen, oder den sublimirten gereinigten, so ist es unsere Luna; den andern heissen sie Mercurium duplicatum oder Philosophorum, der aus gründlicher Vereinigung unserer Sonne und Monds entspringt; ja das Elixir oder Stein selbsten nennen einige noch ihren Merkur, welcher Name ihm doch nicht mehr gebühret, denn der Merkur-Name gehört nur denen Dingen, die im Feuer flüchtig sind. So unterscheidet demnach diese Benennungen wohl !

     Die größte Wissenschaft liegt in der Weise zu arbeiten, und der Materie fortzuhelfen, welche gänzlich in der Natur der Elementen versirt. Denn des Steins Materie geht aus einer Natur in die andere, da jedes derselben den Circul der Feuchte und Trockene durchdringen muß, bis sie alle herumgewandt, und in Gestalt des Wassers resolvirt worden, in welchem die übrigen Elemente gleichsam ruhen; denn das Wasser wird zu Luft, diese wieder zu Wasser, und solches durch stete Circulation z ur Erde, darinn alle elemente figirt: diese wird ferner in Wasser resolvirt, exaltirt und wieder figirt: denn ohne ihr Wasser ist auch diese Erde unfruchtbar, aber so oft sie von ihrer Feuchtigkeit durchdrungen, also dadurch zärter und würdiger gemacht wird, desto ädlere Früchte wird sie bringen. Derohalben muß des Steins Materie, als das dichte, feste, rothe, irdische, trockne, vor allen dingen in ihr nächstes Wasser-Element zurück gebracht werden, so in gewisser Absicht der Weisen Erde oder Stein genannt, obgleich solches vielmehr eines Wassers Eigenschaften gemäß ist.

     Wir haben in unserm Werk zweyerley Wasser, mit dem ersten werden die Körper calcinirt und solvirt, daß dem andern der Zugang eröffnet werde, seine Wirkung besser zu verrichten; es ist kein sonderlich - noch wesentlicher Unterschied unter diesen, ausser daß eines zeitiger als das andere; sie müssen aber verglichen, und das Zeitige durch das Unzeitige zurück gebracht werden. Der Körper nimmt durch die solution des Wassers, desselben Figur und Form an; wegen gleicher Natur, wirken sie in einander, sich zu vereinigen; der Körper färbt das Wasser, dieses dringt in ihn, und zieht seine Seele aus. Denn auch das Gold tingirt nicht, bis sein Geist entledigt, und seine vollkommene Essenz ubervollkommen gemacht; dann zeigt es seine Kräfte für seine Brüder.

     Ohne die Fäulnis kann der Geist vom Körper nicht geschieden werden, das subtile wird dadurch flüchtig gemacht, kann auch besser gereiniget werden; damit durch die Abscheidung der widerwärtigen Naturen, die Vereinigung der gleichförmig reinen und subtilen zuwege gebracht wird. Theilet demnach das Compositum in zwey Theile, fix und flüchtig; in dem flüchtigen Theil ist das Leben der Erde, und im fixen der kräftige Schwefel, so unsern Stein  figirt: Beyde Theile müssen wieder im Wasser vereinigt, und ein einiges Ding werden. Hier muß in unsern Zusammensetzungen auch das bestimmte Verhältnis beobachtet werden: daß die Erde nicht zu trocken sey, auch nicht mit allzuvielem Wasser überschwemmet werde; eines zu zweyen, und drey in einem; solches sind die besten proportiones.

     Nach diesen Proportionen wird auch das Compositum eingerichtet, das die Weisen ihr Bley genannt haben, aus welchem dasjenige Wasser destillirt wird, so eigentlich des ganzen Werks Regent ist, in Absicht auf die Metallen, dadurch sie radicaliter aufgelöset, flüchtig und wieder fix gemacht werden.

     Wo ihr vorhergenannte Zusammensetzung gründlich verstehet, so ist euch das übrige Kinderspiel.

     Wenn die Rede von Wasser und Erde ist, so ist nicht gemeine Erde und Wasser zu verstehen, sondern solche, die den metallischen Eigenschaften unterworfen und ihnen gleichförmig sind; alle andere Wasser und Erden sind zum Werk nicht dienlich. Unser Wasser und Erde sind im Grunde gar nicht unterschieden; es ist nicht der Luftfischer Wasser und Erde: unser Wasser ist ein fixes bleibendes natürliches. Jene fangen in einer flüssig-wässerigen Materie an, da doch die erste in die Hände zu nehmende Materia unsers Steins auch ein trockner Körper ist, der gleichwohl in seiner Wurzel-Feuchtigkeit genug hat. Alle Weisen sagen: die Materie des Steins müsse vor allen Dingen aufgelöset werden, solve et coagula, fax fixum volatile, et volatile fixum: das lehret, wie es ein trockner Körper, und kein Wasser sey. Das gemeine Gold bestehet ursprünglich aus den Elementen, das folglich auch in der ersten Materie unfehlbar verborgen liegt. Denn alles was in der Welt ist, das ist entweder ein Element, oder aus den Elementen zusammengesezt: denn eines jeden zusammengesezten Körpers Ursprung oder Zeugung besteht aus der Zusammensetzung der vier einfachen abgesonderten Elementen, so die Natur allein bewirkt, in gebären, erhalten und wieder zerstören. Wir nehmen den von der Natur bereits erschaffenen Saamen zum Werke, unsere erste Metall-Materie, welche eine fette zähe viscose mehr irrdisch- als wässerige Feuchtigkeit ist, ein der Auflösung bedürfender trockner Körper, darunter noch nicht die eigentliche prima proxima, sondern materia prima cruda vel remota zu verstehen ist, welche durch die Kunst und Natur-Wirkung, nachdem sie aufgelöset, das harte weich, von allen äussern Zufällen rein gemacht, erst prima et proxima materia metallorum heißt, durch welche allein, ohne Zuthuung einigenDinges, der Stein verfertigt werden kann. Die Schlüsselmacher, mit allen ihren Menstruis die Metallen aufzulösen, und ihre Principia Salz, Schwefel und Merkur zu scheiden, irren gänzlich.

     Es ist gewiß, daß durch unsere Kunst die Metalle flüchtig gemacht werden können, doch bleiben sie in ihren principiis ungeschieden. Merkt ferner, die beyden Naturen unsers Solis et Lunae können in ihrer Mutter unscheidlich vereinigt werden, wenn sie von den widrigen Theilen gänzlich gereiniget sind: denn beide, der Leib und Geist, sind mit zufälligen, die Vereinigung hindernden Unreinigkeiten befleckt; wenn nun beyde davon ganz entlediget, so ist ihre Vereinigung leicht, weil Körper und Geist gleiches Wesens sind; ihre gegierige Vereinigung ist alsdenn unscheidlich, und wird blos durch unsere naturgemäße wahre Solution zu Stande gebracht; unser Solvens und Solutum sind einerley Substanz, darum können sie mit einander aufgelöset und gründlich vereiniget werden.

     In diesem Werk, welches die Vorbereitung genennet wird, werden die Naturen verwandelt, durch subtile disposition und Zusammensetzung derselben, des warmen, kalten, trocknen und feuchten, welches die Alten der Elementen Vermischung genannt haben; denn das Wasser, als das kalte und feuchte, findet eine auflößliche Substanz im innern der Erde, als dem warm- und trocknen, es solvirt dieselbe und vereinigt sich damit, aber nicht auf einmal, sondern nach und nach, bis der Erden Substanz in ihren innern Theilen aufgelöset, und mit dem Wasser durch natürliche Vereinigung gänzlich ein  Ding worden, so der Weisen Merkur, eigentlich aber das natürliche Bad des Goldes ist; wenn solches darein gethan wird, vereinigen sie sich bald, das Gold wird verbessert, es empfängt darin eine zarte geistige Natur, der Merkur nimmt dagegen eine leibliche Natur an; das Zusammengesetzte wird verbunden gezeitiget, zur vollkommenen Natur erhöhet, welche fermentirt, auch an Gewicht und Güte erhöhet werden kan, dessen Gebrauch in der Arzney und auf Metalle den Unwissenden unglaublich ist. Seyd aber gewarnet vor dem gemeinen Quecksilber. Unser Merkur ist ein viscoses Merkurial-Wasser, damit alle Metalle auch das Quecksilber in die erste Materie zurück gebracht werden. Darum suchet vorerst den allgemeinen Merkur, den die Weisen ihren Stein nennen, ob er gleich keiner ist, sondern eine mineralische Substanz aus unserm Schwefel und Merkur, von der Natur zusammen gesezt, gleiches Wesens mit den Metallen, mit denen er gar leicht zu vereinigen; ein coagulirter Merkur, dessen Bande durch Kunst bald gelöset werden, daß er der Weisen metallisches Wasser abgiebt, eines Theils fix, andern Theils flüchtig, folglich eine Mittel-Substanz, zwischen den Metallen und Merkur; nach der Flüchtigkeit dem Quecksilber, nach seiner Beständigkeit aber mit den Metallen zu vergleichen; in diesem unsern Merkur faulet und  wird das gemeine Gold wiedergeboren zur ädlen Substanz, voll Kraft und übervollkommen. Suchet demnach die natürlichen Anfänge der Dinge, bleibt mit denselben auf dem Wege der Natur, und laßt euch die viele Namen der Materie des Steins, auch verschiedene von den Weisen angegebene Arbeiten, nicht irre machen: denn unser ganzes Geheimnis, bestehet in auflösen und wieder fest machen; unter welchen alle vorgegebene Regierungen  begriffen sind.

     Je mehr die Sudler ihre Corrosive mit den Metallen bemengen, desto mehr entfernen sie diese vn der Metallischen Art: aus Beyspielen des Pflanzen und Thier Reichs, in ihrer Fortpflanzung, kan man schon abnehmen, daß es schädlich sey, wenn man die Metalle mit fremden Dingen zusammen setzt, die nicht von ihrer Art sind.

     Bemühet euch den innern Grund und Uebereinstimmung der Dinge kennen zu lernen; nehme einen vollkommenen wohlausgewachsenen zeitigen Saamen zur Arbeit, und bringt das zeitige durch das unzeitige zurück; sodann, nach aller Reinigung, macht das unzeitige durch das zeitige reif, daß es in übeervollkommenen Stand gesetzt wird. Unser Saame liegt in der goldischen Natur als eingeschläfert, kan aber, durch seine unzeitige gleichartige solarische feuchte Erde oder Substanz lebendig wirkend und vermehrt werden, nicht sowol in Gewicht als vielmehr in der Kraft.

     Unser ganzes Werk kan aus einem einigen Dinge, ohne eines andern Zuthun, bereitet werden. Unser Goldkörper kan uns nicht nutzen, er muß erst in seine Anfänge zurückgebracht, und gründlich aufgelöset werden; das gemeine Gold ist nicht der Weisen ihres, dieses ist lebendig, jenes todt, es sey denn wieder lebendig gemacht, daß wir es in seine eigene Erde säen, und mit dem Wasser seiner Art anfeuchten, es also von seinen Leibes-Banden lösen, in eine geistige Substanz bringen, das verborgene sichtbar, das offenbare unsichtbar machen; und solches ist sodann der Weisen Sulphur, Merkur und rechtes metallisches Wasser.

     Die Thoren glauben, jede Erde und Wasser sey vor die unsern zu verstehen: o nein ! Unsere Erde und Wasser sind in ihrem Wesen einander ganz gleich, nur von einander unterschieden, im Grunde aber einerley, wie ein Wasser mit dem andern Gleichheit hat, und sich vermischt, so kan auch unser Wasser und Erde vereiniget werden, daß sie nur ein Ding ausmachen: denn das gröste Geheimnis besteht hauptsächlich darinn, daß wir eine Natur mit der andern zusammensetzen und unscheidlich vereiningen. Darum sagen auch die Weisen unterschieden, ihre Materie sey zusammengesetzt aus zweyen, dreyen, vieren, und sey auch nur ein einig Ding. Jeder hat recht. Wahr ist es, daß das einige Ding, ohne das in dieser Wissenschaft nicht zu machen, ein natürliches compositum von etlichen substantiis ist, die von einer einigen Wurzel und specie herstammen; also, daß wenn solche mit einander vereiniget worden, nicht mehr als ein einig Ganzes zusammen ausmachen. Hiezu müßt ihr sowol die ordentliche Zubereitung als Zusammensetzung genau wissen, sammt den äusern Regierungen des Werks: sonst bleibt ja davon.

     Ich habe hin und wieder alles gesagt; es fehlt nichts, als daß ich die Dinge nicht mit ihren eigenen Namen genennet; doch dieses muß nicht seyn, weil es nicht rathsam ist, jedem, also auch denen Boshaften, Thoren und Ungläubigen Thür und Thor aufzuthun. Denen Kindern der Weisheit aber sage ich noch, gebt in der Weisen Schriften hauptsächlich Acht, wenn sie die Kunst unter Figuren, Rätseln und dergleichen vortragen: denn an denselben Orten reden sie am aller aufrichtigsten, wenn ihr nur fähig seyd, die Gründe davon zu erkennen. Unsere sogenannte Nacharbeit habe nicht beschrieben, weil es überflüßig wäre, da sie von vielen Autoren ohne Mangel beschrieben worden: ja ich kan noch sagen, daß einige, unter Erzählung ihrer Nacharbeit, mit wenigem oft mehr gesagt, als an denen Orten, wo es eigentlich hingehört hätte, und wo sie alles zu sagen versprochen. Darum wisset, so weitläufig und künstlich das Werk auch immer mehr beschrieben wird, so ist es doch in der That eiinfältig und gar natürlich; denn da wir der Natur folgen müssen: so könnt ihr euch leicht vorstellen, daß es so großer Geschicklichkeit und Kunst nicht bedürfe, weil die Natur in allen Dingen ganz einfältig wirket. Richtet eure ganze Absich nur dahin, daß ihr den zeitigen Körper unsers Goldes wieder rohe, flüchtig und unzeitig macht, durch die Erde und Wasser, dich ich angezeiget, so wird er den rothen Rock ablegen und einen weissen anziehen, der gleichwohl mit der schönsten rothen Farbe gefüttert ist: daher in codice omnis Veritatis gesagt wird; machet das rothe weiß, und das weiße roth; das ist die ganze Kunst, der Anfang und das Ende.

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