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Die Zwölf Schlüssel des Basilius ValentinusTranscribed by Johann Plattner from Aus Fr. Basilii Valentini Benedictiner Ordens Chymische Schriften.... Hamburg / In Verlegung Johann Naumans und Georg Wolff. Anno M.DC.LXXVII.Back to alchemy texts and articles in German. Alle Krämer-Wahr auß den Bergen gilt ihr Geld / wann aber Verfälschung beybracht wird / ist die Wahr untüchtig worden / denn sie ist verfälschet / und ist nicht mehr / wie zuvor gewesen / in ihrer operation. Und wie der Arzt den innerlichen Leib außseget und säubert durch Mittel seiner Artzeney / und alle Unreinigkeit von ihm außtreibet / Also müssen auch unsere Cörper geseget und purgiret werden / von aller Unreinigkeit / damit in unser Geburt die Vollkomenheit würcken kan / Unsere Meister erfordern einen reinen unbefleckten Leib / so mit keinem Mackel noch einiger frembder Vermischung bekleidet ist / Denn frembder Zusatz ist unserer Metallen Aussatz. Und wisse / daß dieses nur allein der rechte Weg ist hierzu tüchtig / unsere Cörper zu reinigen / dann der Leo säubert sich durch das Geblüte des Wolffs / und des Geblüts Tinctur freuet sich wunderbarlich mit der Tinctur des Löwens / denn ihr beyder Geblüt sind in der Gesipschafft naher Verwandniß / Und wann sich der Löwe ersättiget hat / ist sein Geist stärcker worden / denn zuvor / und seine Augen geben einen stoltzen Glantz von sich / wie die helle Sonne / sein inners Wesen vermag denn viel zu thun / und ist nutzlich zu allem dem / darzu man ihn erfordert / und so er in seine Bereitschafft gebracht wird / so dancken ihm die Menschen-Kinder / mit schweren hinfallenden Kranckheiten und mehren Seuchen beladen / die zehen aussätzigen Männer lauffen ihm nach / und begehren zu trincken / von dem Blut seiner Seelen / und alle / so Gebrechen haben / erfreuen sich höchlich seines Geistes / Denn wer von diesem güldenen Brunnen trincket / empfindet eine gantze Verneuerung der Natur / Hinnehmung des Bösens / Stärcke des Geblüts / Krafft des Hertzens und eine vollkommene Gesundheit der Glieder / sie seyen innen beschlossen / oder ausser dem Leibe empfindlich / Denn es eröffnet alle Nervos und Poros, damit das böse kan außgetrieben werden / und das gute dero statt ruhiglich bewohnen kan. Mein Freund sol aber ein fleissiges Auffsehen haben / daß der Brunn des Lebens lauter und klar befunden werde / Denn keine frembde Wasser müssen sich in unserm Brunnen vermischen / auff daß keine Mißgeburt entstehe / und auß einem gesunden heilsamen Fisch eine Schlange herfür krieche / da auch durch Mittelwege / eine Schärffe darzu gefüget / dadurch unser Leib gebrochen worden / so verschaff / daß alle Corrosiv abluirt werde / Denn keine Schärffe ist dienlich den innerlichen Kranckheiten zu wehren / denn das Scharffe dringet durch mit Zerstörung / und würde mehr Kranckkeiten gebehren / Sondern unser Brunnen muß ohne Gifft seyn / wiewol Gifft mit Gifft muß vertrieben werden. Wann ein Baum keine gesunde wolschmeckende Frucht bringet / so wird er abgeschnitten auff seinem Stamm / und wird ein andere Art besserer Früchten darauff geimpffet / Dann vereinigt sich das Reiß mit dem Stamme / daß auß dem Stamme und seiner Wurtzel mit sampt dem Reiß alles ein guter Baum wird / und nach Begehren eines Impffers eine gute gesunde wolschmeckende Frucht herfür giebet. Sechs Stätte durchwandert der König am himmlischen Firmament / aber in der siebenden behält er seinen Sitz / Denn der königliche Saal daselbsten ist mit guldenen Stücken behänget. Verstehest du jetzo / was ich rede / so hastu mit dem Schlüssel das erste Schloß eröffnet / und den Rigel des Anlauffs zurück getrieben / kanst du aber noch kein Liecht darinnen ergründen / so wird dich auch kein gläsern Gesichte befördern / noch natürliche Augen vermögen zu helffen / das letzte zu finden / das du im Anfang gemangelt hast / Dann ich wil nicht ferner reden von diesem Schlüssel / wie mich Lucius Papirius gelehret hat. Der Ander Schlüssel. Wenn die Sonne ihre Strahlen von sich gibt / und außbreitet unter den Wolcken / so spricht der gemeine Mann / die Sonne zeucht Wasser und es wird regnen / und so das öffter geschicht / gibt es ein fruchtbar Jahr. Einen köstlichen herzlichen Pallast in die Höhe zu bauen / müssen viel macherley Art Meister und Arbeiter ihre Hand anlegen / und gebrauchen / ehe der Pallast gezieret / und vollkommen geheissen wird / Denn was steinern seyn sol / kan nicht höltzern gemacht seyn. Eine Jungfrau / so man vermählen wil / die wird zuvor mit Mannigfaltigkeit der Kleidung zum besten und schönsten gezieret / damit sie ihrem Bräutigamb Gefallen bringet / und das Band der Liebe durch ihr hertzlich Anschauen / desto tieffer und brünstiger einwurtzeln möge / Und so die Braut denn ihrem Ehegatten nach fleischlichem Herkommen beygelegt wird / wird die mannigfaltige Kleidung aller bey und abgelegt / und die Braut behält keines mehr / denn dieses / so ihr der Schöpffer in der Geburt gegeben hat. Also wenn unser Bräutegam Apllo mit seiner Braut Diana durch Heyraht sol vermählet werden / müssen ihnen zuvor auch macherley Kleidung bereitet / und ihre Häupter und gantzer Leib mit Wasser wol gewaschen werden / welche Wasser du durch vielfältige Manier der Destillirung zu bereiten erlernen must / Denn sie sind sehr ungleich / etliche hoch / etliche gering / darnach man derer bedürfftig ist / gleich wie ich von den vielfältigen Geträncken gesagt habe / und wisse / wenn die Feuchtigkeit der Erden auffsteiget / und der Nebel auffgezogen wird / gibt es sich in der Höhe zusammen / und fällt durch seine Schwere nieder / dadurch dem Erdreich seine verlohrne Feuchtigkeit wieder gegeben wird / das erquicket dann die Erden / und gibt ihr Nahrung und Fügung / daß Laub und Graß auß ihr wachsen können darum müssen etliche Bereitung deiner Wasser im distilliren offt wiederholet werden / daß du den Abzug seiner Erden viemals wieder giebest / und aber darvon treibest / gleich wie das Meer Euripus die Erden öffter verläst und entblösset / und wieder bedecket / biß es zu seinem gewissen Ziel kommen. Wenn man als denn den Pallast des Königes mit vieler Hand-Arbeitung bereitet und gezieret hat / und das gläserne Meer seinen Lauff verrichtet / und den Pallast mit Gütern erfüllet hat / als denn mag der König wol sicher darein gehen / und seine Wohnung auffschlagen. Doch mercke mein Freund dieses sehr wol / daß der Bräutigam sich mit seiner Braut nackend und bloß vermählen muß / darumb müssen alle zubereitete Sachen zum Schmuck ihrer Kleider und notwendiger Zier iherer Angesichter / wiederumb von ihnen genommen werden / daß sie gantz bloß das Grad besitzen / wie sie bloß gebohren sind / damit ihr Same durch fembde Einmischung nicht möge zerstöret werden. Zum Schluß dieses Sermons sage ich dir in aller Warheit / daß das überköstliche Wasser / dadurch der Bräutigam sein Bad haben sol / von zweyen Fechtern (verstehe von zweyen widerwärtigen Materien) muß gantz klüglich und mit grosser Sorgfältigkeit gemacht werden / Denn ein Kämpffer muß den andern forttreiben / damit sie zum Streit geschickt werden / und Ritterschaft erlangen können / Denn es ist dem Adler nichts nütze / daß er sein Nest alleine in das Alpgebirg mache / denn seine Jungen müssen erfrieren von wegen des Schnees / so sich oberst der Berge gesetzt. Wenn du aber dem Adler / den alten Drachen / so seine Wohnung in den Stein-Felsen lange Zeit gehabt / und in den Speluncken der Erden sich auß und einschleifft / zusetzest / und setzest sie beyde auff den höllischen Stuhl / so wird Pluto dermassen zublasen / und wird dem kalten Drachen einen fliegenden feurigen Geist außjagen / welcher durche seine grosse Hitze dem Adler seine Federn verbrennen wird / und eine Schwitzbanck bereiten / damit der Schnee am höchsten Gebirge zerschmeltzen und zu Wasser werden muß / auff daß das mineralische Bad recht bereitet / und dem König Glück und Gesundheit geben kan. Der Dritte Schlüssel. Diesen Mantel der Ehren verwahre wol mit dem Astralischen Saltze / welches diesem himmlischen Schwefel nachfolget / auff daß ihm kein Unfall begegne / und die fliegende Krafft des Vogels theile ihm mit / so viel ihm von nöthen / so wird der Hahne den Fuchs fressen / demnach im Wasser ertrincken / durchs Feuer lebendig werden / auff daß gleich und gleich verglichen werde. Der Vierdte Schlüssel. Neue Himmel und Erden wird gemacht werden nach der Verbrennung / und der neue Mensch wird viel herzlicher erscheinen / denn er zuvor in der ersten Welt gewesen / denn er ist verkläret worden. Wenn Aschen und Sand durch das Feuer wol gezeitigt und gar gekocht werden / so macht der Meister darauß ein Glas / das da im Feuer hernacher immer bestehet / und an der Farbe einem durchsichtigen Steine gleich / und vor keine Aschen mehr wird erkandt / das ist dem Unwissenden eine grosse geheime Kunst / dem Wissenden aber nicht / denn es ist ihm durch die Wissenheit und offter Erfahrung zu einem Handwerck worden. Auß Steinen brennet der Meister auch Kalck / daß man ihn zur Arbeit brauchen kan / und ehe er durch Feuer darzu bereitet wird / ist es ein Stein / und kan zu der Arbeit für Kalck nicht gebraucht werden / durch das Feuer aber wird der Stein gezeitiget / und nimpt von dem Feuer einen sehr hitzigen Grad an sich / und stärcket sich / und wird also mächtig / daß dem feurigen Geist des Kalcks / so er in seine Vollkommenheit gebracht / schier nichts zu vergleichen. Ein jedes Ding / so es zu Aschen gebrand wird / gibt von sich durch Kunst sein Salz / Kanstu in seiner Anatomia den Schwefel und seinen Mercurium sonderlich behalten / und dem Salz wiederumb damit seine Erstattung thun / genugsam nach der Kunst / so kan das wieder darauß werden durch das Feuer / welches es für der Zerstörung und seiner Anatomia gewesen / welches die Klugen dieser Welt eine Thorheit nennen / und achtens für eitel Lügen / heissen es ein neu Geschöpff / welches dem Sünder von Gott nicht zugelassen / und verstehens doch selber nicht / daß das Geschöpff zuvor gewesen / und der Meister allein durch den Samen der Natur seine Vermehrung und Meisterschaft beweiset. Welcher Meister kein Aschen hat / der kan auch kein Salz machen zu unserer Kunst / denn ohne Salz kan unser Werck nicht leibhafftig gemacht werden / denn die Erhartung aller Ding würcket das blosse Saltz allein. Gleich wie das Saltz ist eine Erhalterin aller Ding / und bewahret für der Fäule / Also ist das Saltz unserer Meister auch ein Schutz der Metallen / daß sie nicht können gar zu nichte gemacht und verderbet werden / daß nicht wieder etwas darauß werden solte / es sterbe dann ihr Balsam / und eingeleibter Saltz-Geist von Natur ab / alsdenn were der Leib todt / und könte nichts fruchtbarliches weiter darauß gemacht werden / Denn die Geister der Metallen werden abgewichen / und nur durch natürliches Absterben eine leere todte Wohnung verlassen / darinnen kein Leben wieder zu bringen. Mercke aber dieses / mein Lehrer der Kunst / daß das Saltz auß der Aschen viel vermag / und sind viel Tugenden in ihm verborgen / Doch ist das Saltz kein nütze / es sey denn sein inneres herauß gebracht und umbgekehret worden / Denn der Geist alleine ists / so da gibt Krafft und auch das Leben / der blosse Leib vermag hierzu nichts / Weist du den zu finden / so hastu das Saltz der weisen Meister / und das unverbrennliche Oel warhafftiglich / davon vor mir viel geschrieben worden. Der Fünffte Schlüssel. Darauß soltu wissen / mein Lehrer der Kunst / daß das Leben allein ein lauter Geist ist / und also alles / was die unwissende Welt für todt hält / muß wiederumb in ein unbegreiflich sichtbar geistliches Leben gemacht / und darinnen erhalten werden / sol anders Leben mit Leben wircken / welche Geister sich speisen und ernehren von dem Himmelthau / und sind von einem himmlischen / elementischen und irdischen Wesen gebohren / welches wird Materia informis genannt. Unnd gleich wie das Eisen einen Magneten hat / so ihn seiner wunderbarlichen unsichtbaren Liebe halben an sich zeucht. Also unser Gold auch einen Magneten hat / welcher Magnet ist die erste Materia unsers grossen Steins: Verstehest du diese meine Rede / so bistdu reich unnd selig für aller Welt. Noch eine Erklärung muß ich dir in diesem Capitel für halten: Wenn der Mensch in einen Spiegel sihet / so gibt ihm der Widerschein auch ein Bildniß: So man aber dasselbe mit Hände antasten wil / so ist nichts begreifliches dar / denn der Spiegel / darein der Mensch gesehen. Also nun muß von dieser Materia ein sichtbahrer Geist außgetrieben werden / welch doch unbegreiflich ist / derselbige Geist / sage ich / ist die Wurtzel des Lebens unser Cörper / und der Mercurius der Philosophen / darauß das liquorische Wasser bereitet wird in unser Kunst / welchen du in seiner Composition wiederumb mineralisch machen / und durch gewisse Mittel vom niedrigsten biß auff den allerhöchsten Grad / in eine überflüssige Medicin bereiten solst / denn unser Anfang ist ein zugeschlossener begreiflicher Leib / das Mittel ein flüchtiger Geist / und das güldene Wasser ohn alle Corrosiv / davon unsere weise Meister ihr Leben erlanget / Das Ende aber ist eine überfixe Medicin / menschlicher und metallischer Leiber / so mehr den Engeln als den Menschen zu wissen vergönnet / wiewol auch solche Menschen dieselbe erlangen / welche durch das hertzliche Gebet / die von Gott bitten / und gegen ihm und dem dürfftigen Menschen danckbar seyn. Zum Schluß hierauf sage ich dir warhafftiglich / daß eine Arbeit auß der anderen gehen muß / denn unsere Materia muß anfangs unsers Wercks wol und auffs höchste gereiniget / alsdenn auffgeschlossen und zerbrochen / / auch zerstöret / und zu Staub und Aschen werden: Wenn das alles geschehen / so bereite darauß einen fliegenden Geist / weiß als der Schnee / und noch einen fliegenden Geist / roht als ein Blut / dieselbe beyde Geister die haben den dritten in sich / und ist doch nur ein einiger Geist / und sind die drey Geister / so das Leben erhalten und vermehren / die füg zusammen / gib ihnen / was ihnen an Speiß und Tranck von Natur von nöthen / und erhalte sie im Ehebett der Wärme biß zu der vollkommenen Geburt / so wirst du sehen und erfahren / was dir der Schöpfer und die Natur zu wissen vergönnet / und wisse / daß ich meinem Munde so weit keine Offenbahrung mehr gethan habe / und Gott hat mehr Würckung unnd Wunder der Natur einverleibet / weder viel tausend Menschen solches glauben können; Mir aber ist ein Siegel vorgerrucket / auff daß andere nach mir auch Wundersachen schreiben mögen / so da natürlich vom Schöpffer zugelassen / aber übernatürlich von den Unweisen gehalten werden. Denn das natürliche hat seinen ersten Anfang vom Übernatürlichen / und ist doch alles nichts zusammen / denn eitel natürliches zu befinden. Der Sechste Schlüssel. Wenn man zuviel Samen auff den Acker wirft / so wird der Acker überladen / daß keine vollständige Frucht erfolgen kann; Ist aber des Samens zu wenig / so wird die Frucht dünne / und wächset Unkraut an die statt / dadurch gleicher massen kein Nutz erfolgen kan. Wer sein Gewissen mit keiner Sünde belästigen wil im Verkauffen der Wahre / der sol seinem Neben-Menschen mit gleichem Maaß begegnen / und ihme rechte Elle und Gewichte mittheilen / damit er dem Fluch entrinne / und bey dem Armen ein Danckopffer zurichte. In grossen Wassern pflegt man leichtlich zu ertrincken / und die kleinen Wasser werden leichtlich von der Hitze der Derowegen zu Eroberung des gewünschten Ziels gar ein gewiß Mensur in deiner Zusammenfügung der Philosophi liquorisches Wesens / muß in acht genommen werden / damit das grössere den mindern Theil nicht übermennige / und dadurch verdrucke / daß kein Auffwachsung geschehen kan / auch das minder dem grössern nicht zu schwach / damit solches die Nebenherrschung erhalten kan / Denn zu viel regnen ist der Frucht nicht nütze / und zu viel Trockenheit bringet keine rechte Vollkommenheit / Demnach so Neptunus sein Wasser-Bad vollkommen bereitet hat / so solt du das aquam permanentem wol abmessen / und fleissig in acht nehmen / daß du ihm nicht zu wenig thust. Ein zweyfacher feuriger Mann muß mit einem weissen Schwane gespeiset werden / die müssen zusammen ertödten / und zugleich wiederumb lebendig gemacht werden / unnd die Lufft von den vier Oertern der Welt / muß drey Theil der beschlossenen Wohnung des feurigen Mannes besitzen / auff daß der Schwannen Gesang kan Gehör haben / sein Valete zu musiciren / so wird der gebratene Schwan ein Speise des Königs / und der feurige König wird die liebliche Stimme der Königin sehr lieben / und wegen grosser Liebe freundlich zu sich nehmen / und sich an ihr ersättigen / biß sie beyde verschwinden / und in einen Leib eingehen. Man sagt / daß zween den dritten dämpffen und erlegen können / sonderlich wann sie Raum haben / ihre Boßheit aufzugiessen: Hierauff soltu wissen auß rechtem Grund / daß ein gedoppelter Wind muß kommen / Vulturnus genant / und darnach ein einfacher Wind / heist Notus, die werden von Orient und Mittage her brausen / und sich bewegen / und so sie alle beteubt werden / daß ihre Bewegung vergangen / un auß Lufft Wasser worden / so magstu kühnlich trauen / daß auß einem geistlichen ein leibliches werden wir / un daß die Zahl durch die vier Zeiten des Jahrs / im vierdten Himmel / nachdem die sieben Planeten ihre Herrschung vollbracht / dominiren / und in der untersten Wohnung des Pallasts seinen Lauff vollenden / und höchtes Examen bestehen wird / so haben dann die zween außgegangene den dritten gedämpffet / unnd verzehret. In diesem ist in unser Meisterschafft ein grosses Wissen von nöhten / denn die Außtheilung und Zusammensetzung muß recht getroffen werden / da anders Kunst Reichthumb gebähren / unnd die Wage durch ungleich Gewichte nicht verfälschet werden sol. Und ist dieses der Fels unsers Inhalts / daß du diß Capitel durch den Himmel der Kunst / durch die Lufft und Erden / mit dem wahren Wasser und empfindlichen Feuer / durch Einsetzung gleichmässiges Gewichts / ohn einigen Defect vollenden must / wie ich dir warhafftig gesagt habe. Der Siebende Schlüssel.
Der Achte Schlüssel. Alles Fleisch / es sey Menschliches oder
auß Thieren / kan keine fernere Vermehrung und Fortplantzung bringen
/ es geschehe denn Anfangs durch die Fäulung / auch der Same des Ackers
/ und alles so dem Vegetabilischen unterworffen und zugethan / kan zu keiner
Vermehrung kommen / denn durch die Fäulung / und werden auch viel
Thiere und Gewürme in ein Leben erwecket / allein auß der blossen
Fäule / ihr lebende Krafft und Würckung zu erzeigen / welches
billich ein Wunder über Wunder der natur mag erkant werden; Doch hat
solches die Natur zugelassen / dieweil ihr solche lebendige Vermehrung
und Erweckung ihres Lebens am meisten in der Erden gefunden / und durch
die andern Element durch spiritualischen Samen dero gestalt erwecket wird.
Der Neundte Schlüssel unterworffen / welche Veränderung auß Merecurio, Sulphure und Sale ihren Ursprung / Anfang und gewisses Ende hat. Dieses wird nun mancher schwer erachten zu verstehen / wie es dann auch ist / Aber dieweil die Materia gering / so muß der Verstand scharff und hoch seyn / damit ein ungleicher Stand in der Welt bleibe / die Herren von den Knechten zu unterscheiden / und sie durch Dienung können erkandt werden. Auß dem Saturno kommen vielerley gestalt Farben herfür / so durch Bereitung und Kunst gemacht werden / als schwarz / grau / weiß / gelb und roht / und was mehr vermischter Farben darauß kommen / also muß die Materia aller Weisen auch viel Farben überwinden / ehe der grosse Stein zu der gewissen gesetzten Vollkommenheit erhaben wird / Denn so offt dem Feuer eine neue Porten des Eingangs eröffnet wird / so offt gibt soches eine neue Form unnd Gestalt der Kleidung zur Außbeut / biß der Arme selbst Reichthum erlanget und überkommen / und keiner Entlehnung mehr bedürfftig ist. Wenn die edle Venus ihr Königreich besitzes / und nach Gewonheit des königlichen Hofes die Aempter nach Gebühr außtheilet / so erscheinen sie in ihrer Herzlichkeit / und die Musica trägt ihr eine schöne Fahne für / von rohter Farbe / darauff ist gemahlet die Charitas in grünen Kleidern überauß schöne / und an ihrem Hofe wird Saturnus für einen Hoff-Meister gebraucht / Und wenn er sein Ampt vollbringet / so träge ihm Astronomica ein schwartze Fahne für / darauff ist Fides gemahlet in gelb und rohter Kleidung / Jupiter mit seinem Scepter muß das Ampt eines Marschalles verrichten / Rethorica trägt ihm ein Fahne von grauer Farbe für / darauff ist gemahlet die Spes zierlich mit Farben geschmückt; Mars verstehet alle Kriegs-Sachen / und führet das Regiment mit feuriger Dürstigkeit / und trägt ihm Geometria ein blutige Fahne für / darauff ist gemahlet die Fortitudo mit rohtem Gewand bekleidet. Mercurius ist aller Cantzler / und trägt ihm für die Fahne von allen Farben zhusammen gesetzt Arithmetica, denn er ist nicht außzurechnen / darauff ist gemahlet Temperantia von Farben wunderbarlich. Sol ist ein Statthalter des Königreichs / und trägt ihm für Grammatica eine gelbe Fahne / darauff ist Justitia gemahlet in güldenen Stücken / Welcher Statthalter / ob er gleich mehr Gehorsam hat in seinem Königreich / so hat doch die Königin Venus durch den überflüssigen hochleuchtenden Glantz ihn geblendet unnd überwunden. Luna aber erscheinet auch / und trägt ihr für Dialectica eine Silber-Farbe weißgläntzende Fahne / darauff ist gemahlet Prudentia, mit himmelblauer Farbe angestrichen / Und dieweil der Luna ihr Ehemann gestorben / so hat sie das Ampt ererbet / daß sie wird forthin die Königing Venus nicht mehr regieren lassen / denn sie hat Rechenschafft von ihrer Haußhaltung gefordert / alsdenn wird ihr der Cantzler Hülff erzeigen / daß ein neu Regiment wird auugerichtet / und sie beyde über die edle Königin regieren werden / verstehe / daß ein Planet den andern von seiner Herzlichkeit / Ampt / Herzschafft und Gewalt muß abtreiben und entsetzen / biß die besten unter denselben allen das höchste imperium erhalten / und mit der besten beständigsten Farbe mit ihrer eersten Mutter ihn zugethan / auß angebohrner Standhafftigkeit / Lieb und Freundschafft im Siege obligen / Denn ist die alte Welt vergangen / und ein neue Welt an die stete kommen / und hat ein Planet den andern spiritualisch verzehret / daß nur die Stärckesten durch Speise der andern geblieben sind / und zwey und drey durch eins allein überwuden worden. Zum endlichen Abscheide hierauff solt du allding vernehmen / daß du solt auffziehen die himmlische Wage / den Widder / Stier / Krebs / Scorpion / und Steinbock / Der ander Seite der Wage solt du aufflegen den Zwilling / Schütz / Wassermann / Fisch und Jungfrau / denn verschaffe / daß der Goldreiche Löw der Jungfrauen in den Schoß springe / so wird solch Theil der Wage überhand nehmen / und dem andern Theil in der Schwere überlegen seyn / laß denn die zwölff Zeichen des Himmels mit dem sieben Gestirn in einen Gegenschein gerathen / so wird nach Erfüllung aller Welt Farben / ein endliche Conjugation und Zusammenfügung geschehen / daß das gröste zum geringsten / und das geringste zum allergrösten kommen wird. Der Zehende Schlüssel. innerliches Feuer wird der kalte Leib des Saturni erwärmet / und durch solche Entzündung in das allerbeste Gold verändert / Es muß in ihm auch gefunden werden die allergrösseste Kälte / dieweil durch seinen Zusatz gemildert wird der hitzige Grad Venus, und lebendige Mercurius coaguliert wird / und gleicher massen durch seine Erstarrung zu gutem beständigem Gold werden muß / die ursach desselbigen ist / daß alle solche Eigenschafften unserer Materia des grossen Steins durch die Natur eingegossen ist / Welche Eigenschafften durch die gradus ignis außgekocht und gezeitiget werden müssen / biß sie die allerhöchste Vollkommenheit erlangt haben / welches ehe nicht geschicht / es habe denn der Berg Aethna in Cicilia außgebrandt / und gar keine Kälte mehr auss dem gedichten hohen Gebirge Hyperboreum gefunden wird / welchen Ort man auch Filictum nennen mag. Alles Obst / so es fur seiner vollkommenen Reiffe abgebrochen wird / ist untüchtig und wird welck / daß man dasselbe mit Nutz nicht wol brauchen kan / Auch so der Hafner seine Wahr durch das Feur nicht genugsam brennt und gar machet / wird die Wahre nicht tüchtig zu gebrauchen / denn sie ist nicht genugsam durch das Feuer gezeitiget. Also auch mit unserm Elixir muß wargenommen und fleissig gemercket werden / daß man ihm seine rechte Zeit vergänne / und jan icht für derselben seine Wolfahrt abstricke / damit ihm keine falsche Aufflage zugemessen / und ihm die Schuld der Unwürdigkeit auffgewickelt werde / Denn so die Blüth abgebrochen wird / hat man wol zu erachten / daß hernach keine Frucht davon wachsen kan / Darumb ist eilen nicht gut zu der Meisterschafft / denn ein eilender Mensch wircket selten etwas gutes in d er Kunst / sondern wird durch eilen mehr verderbet denn gut gemacht. Darumb sol sich kein suchender durch Begierde verführen lassen / etwas für seiner Zeit außzunehmen und abzubrechen / damit ihm der Apffel nicht entfalle / und nur den leeren Stiel darvon in Händen behalte / denn in Warheit / so unser Stein nicht genugsam gezeitiget wird / so wird er auch nichts zeitiges wircken können. Im Wassergrad wird die Materia auffgeschlossen / und durch die Fäulung vereinigt / in der Aschen überkomt sie die Blüht der Früchte / durch den Sand werden alle Überflüssigkeiten außgetrocknet / das beständige Flammen Feur aber bringt beständige Reiffe / sampt seiner Fixigkeit / Nicht daß man Marienbad / Roßmist / Aschen und Sand nach einander haben / und nohtwegen brauchen muß / Sondern daß die gradus und das Regimen ignis allein dero gestalt muß vollführet werden / Denn der Stein wird gemacht in einem leeren Ofen / dreyfacher Bewahrung / feste verschlossen / eingesperret / und durch stätigs Feuer gekochet biß alle Nebel und Dünste verschwunden / und das Keid der Ehren mit trefflichen Glantz erschienen / und auff einer statt zu unterst des Himmels verharren / und lauffend stehen bleiben wird. Und wenn die Arme des Königes nicht mehr über sich reichen können / so ist die Herrlichkeit der Welt erstritten / Denn der König ist ewigwehrender Beständigkeit worden / kein Gefahr wird ihm mehr schaden / dieweil er unüberwindlich worden ist / Hierzu sage ich also: Wenn dein Erdreich in seinem eigenen Wasser auffgelöset ist / so trockne das Wasser durch das gebührliche Feuer gantz und gar auß / so wird die Lufft ein neu Leben anblasen / und wenn das Leben wider leibhafft gemacht / so hastu eine Materia / so rechtswegen keinen andern Nahmen haben kan / denn der grosse Stein der Welt / welcher menschliche und metallische Leiber durchgeht / wie ein Geist / ist eine Universal-Medicin ohne Mangel / denn sie treibt das böse auß / und erhält das gute / ist auch eine Verbesserung / daß das böse zugleich mit dem guten gut werden muß seine Farbe zeucht sich von der durchsichtigen Röthe auff die dunckelbraune / von der Rubinfarbe auff Granaten / ind in der Schwere ist er mächtig und überwichtig. Wer solchen Stein überkommen / der dancke dem höchsten Schöpffer aller Creaturen / für solchen himmlischen Balsam / und bitte für sich und seinen Nächsten / daß er denselben gebrauchen möge zu zeitlichem Auffenthalt dieses Jammerthals / und in jener Welt alsdenn hernach ewige Wolfahrt haben möge. Gott sey für seine unausprechliche Gabe und Gnade hochgelobet in Eweigkeit / Amen. Der Elffte Schlüssel. Es wohnete im Morgenland ein herzlicher Ritter / Orpheus genannt / der war an Gut überauß reich / und an allem Vermögen sehr mächtig / der hatte seine leibliche und natürliche Schwester / Euridice genannt / zu der Ehe erwehlet / für seine Hauß-Frau erkannt und angenommen / Dieweil er aber keine Erben mit ihr überkommen möchte / und der Sünde Ursach zumaß daß er seine Schwester zum Weib erwehlet hatte / lag er mit embsigen Anhalten dem Höchsten stätig für Ohren / und durch Bitte zu erlangen / ob er ihm Segen verleyen wolte / seiner Bitte Genügen zu vergönnen. Und indem er einsmahls mit einem sehr tieffen Schlaff umbgeben und eingenommen war / da kam im Traum ein fliegender Mann zu ihm / Phoebus genannt / der griff und rühret seine Füsse an / die waren sehr warm / und sprach zu ihm: Nachdem du elder Ritter viel Königreiche und Lande / auch viel Städte und mächtige Herrschafften durchwandert hast / auff dem wilden Meer viel Gefahr erlitten / im Kriege so viel erstritten / daß du zu einem Ritterlichen Stande erkohren / und für allen andern dir vergönnet worden / dieweil du auch im Kampff unnd Thurnier manch Speer gebrochen / und offter der Danck dir durch das würdige Frauen-Zimmer zugesprochen worden / so hat mir der Vater im Himmel befohlen / dir anzuzeigen / daß dein Bitt Gehör und Verstattung bey ihm erlangt hat / darumb solt du nehmen das Blut auß deiner rechten Seiten / unnd das Blut aus der lincken Seiten deines Weibs / auch das Blut / so deinem Vater unnd deiner Mutter in ihren Hertzen gesteckt / sind natürliches Rechts nur zweyerley / und doch nur einerley Blut / die vereinige zusammen / und laß sie alsdenn wiederum eingehen in die Kugel der sieben weisen Meister / gantz bloß beschlossen / so wird der gebohrne Großmächtige gespeiset mit seinem Fleisch / und geträcket mit seinem Blut der Ehren / Wenn du das recht machest / so wirstu viel erben / und ein unzehlige Schaar von deinem Leib gebohren / hinterlassen / Doch wisse / daß der letzte Same in der achten Verjährung der Zeit / wie dein erster Same / darauß du anfänglich gemacht bist / seinen Lauff zum Ende bringen wird / Thust du das öffter / und fangest von neuen an alle mahl / so wirst du sehen / Kindes-Kind / daß die grösser Welt auß Gebährung des kleinern gantz und gar wird erfüllet werden / auff daß dem Schöpffer sein Himmelreich vollkommen besessen wird. Wie dieses vollendet war / flog Phoebus w ieder hinweg / und erwacht der Ritter / der stund auff von seinem Bette / und wie er dem allen nachkam / wie ihm befohlen war / hatte der Ritter in alle seinem Vornehmen nicht allein Glück und Heyl / sondern Gott bescherete ihm mit seiner Haußfrauen viel Leibserben / die erlangten auch ferner durch ihres Vaters Testament ein denckwürdigen Nahmen / und die Ehre der Ritterschafft bleibt bey ihrem Geschlecht / mit Reichthum für und für. Mein Lehrer der Kunst / bist du nun Weltverständig / do darffstu keiner Außlegung und interpretation mehr / Da dir aber solcher Verstand mangelt / so gib nicht mir die Schuld / sondern deiner Unwissenheit selbsten / dann mir ist weiter Eröffnung des Schlosses verbotten / das muß ich halten / und demselbigen gehorsamen / Dem es aber der Allmächtigkeit bescheren wil / ist es deutlich und klar genugsam geschrieben / und noch klärer / daß es schier niemand glauben kan / Denn ich habe den gantzen Acum figurate und nach Brauch geschrieben / wie meine Lehrer vor mir auch gethan haben / und aber noch klärer / denn ich habe nichts verborgen / hast du das Fell der Trübigkeit abgezogen von deinen Augen / so wirst du finden das jenige / so viel gesucht / und wenig gefunden haben / Denn die Materia ist allerdings genannt / auch der Anfang / so wol das Mittel / sampt dem Ende angezeiget worden. Der Zwölffte Schlüssel. Also wer gleich eine Tinctur durch Verleihung allmächtiges Segens erlanget und überkommen hat Wann die Medicin und zugerichter wolbereiter Stein aller Weisen / auß der rechten Jungfrauen-Milch gemacht worden / und vollständig bereitet ist / so nimb derer ein Theil / des allerbesten und feinesten Goldes / durch den Antimonium gegossen / und purgirt drey Theil / das schlage gantz dünne / als immer müglich ist zu schlagen / Thue es zusammen in ein Geschirr / da man Metallen in zu schmeltzen pflegt / gib ihm anfänglich ein gelindes subtil Feuer zwölff Stunden / alsdenn laß fliessen drey Tag und Nacht continue, so ist das purgirte Gold und Stein zu lauter eitel Medicin worden / gantz subtiler spiritualischer unnd durchdringender Eigenschafft / Denn ohne Ferment des Goldes kan der Stein nicht wol wircken / oder seine Tinctur erzeigen / denn es zu subtil und durchdringend / So es aber mit seines gleichen fermentirt und versetzt wird / alsdenn hat die gemachte Tinctur einen Eingang oder Ingreß erlanget in das ander zu wircken / Nimb alsdenn des zugerichteten Ferments ein Theil auff tausend Theil im Flusse derer Metall / so du tingiren wilt / so wisse in der höchsten aller Welt Warheit und Rede / daß solches alles zu gutem beständigen Golde werden muß / dann ein Leib gegreifft alsdenn gern wiederumb einen andern Leib / ist er gleich nicht seines gleichen / so muß er doch durch Krafft und Gewalt ihm zugefügt / wiederumb zu seines gleichen werden / sintemal doch gleich von seines gleichen gebohren worden. Wer dieses Mittel gebraucht / dem werden alle Beständigkeit offenbahr werden / die Vorhöfe des Saals haben am Ende alsdenn ihren Außgang und keiner Creatur ist diese Subtilität zu vergleichen / dennsie alles in allem / so natürlicher Art und Herkommen nach / als in der Welt unter der Sonnen mag gefunden werden / in sich führet und besitzet. O Anfang erstes Anfangs / bedencke das Ende / O Ende letztes Ende / bedencke den Anfang / und lasset euch das Mittel befohlen seyn / in allen treuen / So wird euch Gott Vater Sohn und heiliger Geist geben / was ihr an Geist / Seel und Leib bedürfftig seyn werdet.
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